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Der Oschatzer Frieden in Legende und Wirklichkeit

 
Got aber der alle Dinge erkant
Schickt den Landgraffen allehant
der sich dorzwischen legt sehr hart
und Friden schofft auff beiden part,
Das froh am Oster Mittwochen Balt
Das volck heym gab mit Reichem schall
und danckten Got für den abscheit ...
 

Zwei Zeitzeugen – der kurfürstliche Kanzler Melchior von Osse mit dem Auszug aus seinem Handelsbuch (oben) und der Oschatzer Stadtschreiber Johann Gregorius d.Ä. mit seinem Gedicht (unten) mit ihrem ganz persönlichen Rückblick auf das von ihnen selbst erlebte Ende der "Wurzener Fehde" in der Osterzeit 1542. Aber wo bleibt der „Oschatzer Frieden“, die gemeinsame Unterzeichnung des auf den 10. April 1542 (Ostermontag) datierten Vertrages durch Landgraf Philipp von Hessen, Herzog Moritz und Kurfürst Johann Friedrich im Freihaus gegenüber der St. Aegidienkirche zu Oschatz (heute „Vogtshaus“ genannt)? Warum hat der Oschatzer Stadtschreiber Johann Gregorius d.Ä. ein solches Geschichtsereignis von erheblicher Tragweite in seinem Gedicht NICHT verewigt? Warum schweigt auch Melchior von Osse als Kanzler von Kurfürst Johann Friedrich in seinem Handelsbuch zum "Oschatzer Friedensvertrag"? Warum erwähnen weder Martin Luther, Gregor Brück, die beteiligten Fürsten noch sonst irgendeine einzige zeitgenössische Quelle eine gemeinsame Verhandlung und/oder Vertragsunterzeichnung der drei Fürsten an einem (1) konkreten Ort? Warum erwähnt niemand von ihnen den „Oschatzer Frieden“ als Ergebnis? Warum gibt es mit dem „Oster-Mittwoch“, den sowohl der Oschatzer Stadtschreiber Johann Gregorius d.Ä. als auch der kurfürstliche Kanzler Melchior von Osse als Tag des Friedens erwähnen (siehe oben), eine Art „Ratifizierungsdatum“? Warum enthält das friedenserhaltende Dokument weder einen Ausstellungsort noch das Wort „Frieden“? Warum sollen die Verhandlungen zur Beilegung des Konfliktes in einem Freihaus – immer und in jedem Ort lediglich vorgesehen für die Unterbringung von Mannschaft bzw. Reisebegleitung des Fürsten und deshalb befreit von Steuerabgaben an die Stadt – stattgefunden haben, wo doch noch 200 Jahre später speziell in Oschatz Zusammenkünfte fürstlicher Personen im Haus des Bürgermeisters dokumentiert sind?
Der Seiteninhaber, liebe Leser, kann Ihnen auf all diese Fragen keine Antwort geben, weil seine bescheidenen Kenntnisse dieses Ereignisses für auch nur eine einzige Antwort nicht ausreichen. Er kann Sie lediglich von seiner ganz privaten und nicht durch wissenschaftliche Fakten untersetzbaren Auffassung in Kenntnis setzen, dass der „Oschatzer Frieden“ möglicherweise über keinerlei geschichtliche Grundlage verfügt und es sich schlicht und einfach um ein erfundenes geschichtliches Ereignis handeln könnte, das so nie stattgefunden hat.
Dafür spricht im Moment, dass es dem Seiteninhaber trotz intensiver Suche nicht gelungen ist, aus den ersten 300 Jahren nach „Friedensschluss“ auch nur eine einzige historische Nachricht – sei es als Brief, Urkunde, Gedicht, Tagebucheintrag, Chronik ... – zu finden, die einen „Oschatzer Frieden“, zeitgleich und gemeinsam unterzeichnet von Landgraf Philipp von Hessen, Herzog Moritz und Kurfürst Johann Friedrich im Freihaus gegenüber der St. Aegidienkirche zu Oschatz (heute „Vogtshaus“ genannt), erwähnt. Das gilt sowohl für den Vorgang insgesamt als auch einzeln für seine beiden Bestandteile – den von drei Fürsten gemeinsam unterzeichneten "Oschatzer Frieden" als Geschichtsereignis und das damalige Freihaus gegenüber der St. Aegidienkirche zu Oschatz als Ort der Unterzeichnung; auch für die Unterschrift von nur einem der beteiligten Fürsten an diesem Ort liegen dem Seiteninhaber keine historischen Nachrichten vor. Gewiss wird Herzog Moritz in Oschatz den Vertrag unterzeichnet haben, denn er war ja nachweisbar in Oschatz. Ein konkreter Ort der Unterzeichnung ist dazu jedoch offenbar nicht überliefert. Landgraf Philipp kann sowohl in Grimma als auch in Oschatz unterzeichnet haben, denn er war nachweisbar an beiden Orten. Konkret überliefert ist jedoch auch dazu offenbar nichts. Kurfürst Johann Friedrich ist während des Konfliktes in Grimma nachweisbar. Von einem Aufenthalt zur Unterzeichnung in Oschatz berichtet nicht ein einziger Zeitzeuge, kein Dokument, kein Chronist. Auch bei ihm ist nicht konkret überliefert, wo er den Vertrag unterzeichnete. Schloss Grimma wäre der wahrscheinlichste Ort, und eine spätere Nachricht von 1588 nennt auch Schloss Grimma als den Ort des Vertragsschlusses.
Wer den „Oschatzer Frieden“ als geschichtliches Ereignis erwähnt und würdigt, sollte und MUSS anhand von konkret bezeichneten zeitgenössischen Dokumenten beweisen können, dass es dieses Ereignis an diesem konkreten Ort auch tatsächlich gab. Gerade im Zeitalter von Fake News trennt so eine Beweispflicht ganz klar die Spreu vom Weizen – entweder man hat (als Laie oder Wissenschaftler) den Beweis für das angeblich stattgefundene Ereignis, oder man möchte ihn nur haben ... Geben Sie, liebe Leser (ob Laie oder Wissenschaftler), sich bitte nicht mit abwiegelnden Floskeln zufrieden, sondern FORDERN SIE DIESEN KONKRETEN NACHWEIS, der für jeden seriösen Wissenschaftler etwas Selbstverständliches sein sollte.
Zum Schluss: Seit November 2016 steht diese Seite inzwischen im Internet, und still, totenstill ruht der See. Nicht eine Mail, nicht ein Anruf, kein Beweis in den seither neu erschienenen Publikationen (dort häufig der komplette Verzicht auf den Begriff "Oschatzer Frieden"), und auch kein einziger Hinweis bei meinen zahlreichen Vorträgen. Aber die Forschungen gehen natürlich weiter. Jeden Wissenschaftler, der sich in den kommenden Monaten und Jahren mit den Ereignissen rund um die „Wurzener Fehde“ beschäftigt, möchte der Seiteninhaber ausdrücklich darum bitten, seinen Wissensvorsprung mit Laienforschern und Interessenten an der Geschichte vor knapp 480 Jahren zu teilen und eben diese Quellenlücke zu schließen. Gern wird der Seiteninhaber dann an dieser Stelle die jetzigen Zeilen löschen, und diese durch einen dem historischen Ereignis angemessenen Text ersetzen.